Freitag, 1. Juni 2012

Schwache T-Aktie erzürnt Telekom-Aktionäre

Telekom-Chef René Obermann gerät zunehmend in die Schusslinie der Aktionäre. Auf der Hauptversammlung des Unternehmens am heutigen Donnerstag in Köln äußerten Kleinanleger ihren Unmut vor allem über die Entwicklung des Aktienkurses und der schwächelnden Geschäfte des Unternehmens im In- und Ausland. "Die Telekom braucht dringend eine Perspektive, um ein Ausbluten zu verhindern und um Umsatz- und Marktanteile zu verteidigen", sagte Klaus Kaldemorgen von der größten deutschen Fondsgesellschaft DSW.


Obermann auf der Aktionärsversammlung
Bild: telekom.de Zuvor hatte sich auch Obermann unzufrieden gezeigt mit der Entwicklung der T-Aktie. Allerdings habe sich der Bonner Konzern in einem schwierigen Markt besser geschlagen als die vergleichbaren europäischen Konkurrenten. An der Börse notierte die T-Aktie am Nachmittag mit rund 8,80 Euro leicht im Plus.

Keine konkrete Antwort erhielten die Aktionäre auf Fragen nach der Dividendenpolitik in den kommenden Jahren. Für das laufende Geschäftsjahr werden an die Anteilseigener im Rahmen eines für drei Jahre angelegten Programms noch einmal mindestens 70 Cent ausgeschüttet. Anfang kommenden Jahres wolle der Vorstand über die künftige Finanzstrategie entscheiden, sagte Finanzvorstand Tim Höttges.

Das bröckelnde Kerngeschäft will Obermann künftig durch steigende Umsätze in den Wachstumssparten auffangen. So sollen sich die Erlöse aus dem mobilen Internet, aus Cloud- und Onlinediensten für Privatkunden sowie dem Bereich vernetztes Zuhause auf ein Volumen von 29 Milliarden Euro erhöhen. Man müsse den Geschäftsfeldern aber Zeit für ihre Entwicklung geben. Im vergangenen Jahr hatte die Telekom rund 6 Prozent Umsatz verloren. Zugleich werde das Unternehmen im Kerngeschäft um jede Kundenbeziehung kämpfen, betonte Obermann.

Der Telekom-Chef kritisierte erneut die scharfe Regulierung in Deutschland und die bevorzugte Behandlung von Kabelnetzbetreibern. Inzwischen werde auch im Mobilfunk durch die Eingriffe zur Absenkung der sogenannten Terminierungsentgelte zugelangt. Hierdurch würden Anreize zum Investieren genommen. Obermann: "Wir brauchen weniger statt mehr Regulierung."

In den USA sucht die Telekom weiterhin nach einer Lösung für die angeschlagene Tochterfirma T-Mobile. "Ein vollständiger Verkauf wie an AT&T ist aber eher unwahrscheinlich, wir müssen andere Wege gehen", unterstrich Obermann. Alle Optionen seien offen.

Im vergangenen Jahr war der geplante Verkauf von T-Mobile USA an den Konkurrent AT&T am Widerstand der Aufsichtsbehörden gescheitert. Die Konzerntochter ist mit gut 33 Millionen Kunden nur die Nummer vier des Landes und war in den vergangenen Jahren erheblich unter Druck geraten. Kunden kehrten dem Unternehmen auch wegen des Umsatzrenners iPhone, das die Telekom in den USA nicht vermarkten darf, den Rücken. (dpa) / (anw)


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