Montag, 31. Dezember 2012

Offene Standards fürs Cloud Computing gefordert

Auf dem Jahreskongress der Initiative "Trusted Cloud" haben sich Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft für stärkere Bemühungen zu Interoperabilität und offenen Schnittstellen für das Cloud Computing ausgesprochen. Hans-Joachim Otto, parlamentarischer Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, bezeichnete die Standardisierung von Cloud Computing am Donnerstag in Berlin als eine der zentralen Herausforderungen für die Nutzung einschlägiger Dienste. "Der Nutzer erwartet, dass er seinen Anbieter beliebig wechseln kann", erläuterte der FDP-Politiker. Dazu müsse er seine Daten in geeigneter Form von einem Anbieter zu einem anderen transferieren können.

Das Wirtschaftsressort fördert das auf den Mittelstand ausgerichtete Programm "Trusted Cloud" mit insgesamt 50 Millionen Euro. Die Standardisierung spiele auch in diesem Rahmen eine wichtige Rolle, da sie den Wettbewerb und so ein zentrales Merkmal der Wirtschaft stärke. Anwender seien auf Normen angewiesen, um auch Dienste unterschiedlicher Anbieter miteinander kombinieren zu können. Die Bundesregierung wolle daher bei diesem Thema künftig verstärkt tätig werden und sich zunächst im Rahmen der europäischen Standardisierungsaktivitäten aktiv einbringen.

Zoran Stancic von der Generaldirektion für Kommunikationsnetzwerke der EU-Kommission monierte, dass es derzeit einen "Dschungel an Standards" beim Cloud Computing gebe. Eines der zentralen Anliegen der kürzlich vorgestellten Brüsseler Strategie für die Rechnerwolken sei es daher, zusammen einheitliche und offene Standards zu setzen und "echte Möglichkeiten für volle Interoperabilität zu entwickeln". Ein Ansatz wäre es, Zertifizierungen für Cloud-Anbieter in Kooperation mit dem europäischen Standardisierungsinstitut ETSI auszuarbeiten. Eine europäische Cloud, die zugleich Datenschutz und -sicherheit in besonderer Weise garantiere, könne als "Vertrauensmarke" vom Markt angenommen werden.

"Wir brauchen offene Standards und Referenzanwendungen für die Cloud", betonte auch Henning Kagermann, Präsident der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften acatech. Ein freier Anbieter- und Zugangswechsel sei wichtig, um neue Monopole in der Computerindustrie zu verhindern. "Hier müssen wir uns dringend etwas überlegen", appellierte der frühere SAP-Chef an Wirtschaft und Politik. Auch die "Versorgungssicherheit" mache ihm Sorgen, da Bits und Bytes beim Cloud Computing nicht im Datenstau stehen oder beim Transport benachteiligt werden dürften. Deutschland müsse zum Erschließen der Cloud zudem seine etwa im Theseus-Projekt entwickelten Stärken bei semantischen Techniken einbringen. Es würden neue Methoden gebraucht, um aus den Datenmassen mit geringer Informationsdichte "das Interessante zu extrahieren".

Derzeit funktionierten Cloud-Lösungen noch nicht nach dem Baukastenprinzip und seien selten skalierbar, kritisierte Thomas Endres vom Verband der IT-Anwender Voice. Wenn in der Logistik genauso gearbeitet würde, hätte jeder Dienstleister dort seine eigene Containergröße. Offene Standards seien daher nötig, um die verschiedenen Angebote einfacher in bestehende IT-Strukturen von Unternehmen integrieren zu können. Dieter Kempf, Präsident der Hightech-Vereinigung Bitkom, pflichtete dem Nutzervertreter bei, dass mit offenen Standards Cloud-Dienste kombinierbar gemacht werden sollten.

Endres forderte parallel eine vertraglich abgesicherte "Schnittstelle für die gemeinsame Datenkontrolle". Momentan werde Cloud Computing noch klassisch als Auftragsverarbeitung gefasst. Diese Denke sei aber fehl am Platz, da dem Anwender damit die Verantwortung für die gesamte Kette der Datenverarbeitung in den Rechnerwolken habe. Er müsste daher theoretisch selbst prüfen, ob ein in Anspruch genommener Dienst sicher ist.

Einen Anlauf für eine offene Cloud-Infrastruktur unternahm im vorigen Jahr bereits die Open Cloud Business Initiative (OCBI). Zu den Gründungsfirmen der OCBI gehören Microsoft, Open-Xchange, Suse, Talend und Zimory. Daneben gibt es noch Bestrebungen, etwa im Rahmen der Open Cloud Initiative für Offenheit zu sorgen. (Stefan Krempl) / (jk)


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